Gestern Nachmittag erfolgte die Kastration unseres Schafbocks Clemens durch den Tierarzt Dr. Graebenteich aus Dahn.
Nach Sedierung und örtlicher Betäubung wurden dann die beiden Burdizzo-Zangen, welche den Samenstrang und alle Blut- und Lymphgefäße vom Hoden abklemmen, bei Clemens für zwei Minuten angelegt. Clemens zeigte keinerlei Anzeichen von Schmerz, was uns sehr erleichtert hat. Dr. Graebenteich hatte uns genau das zwar zuvor versichert, aber man weiß ja nie. Gelegentlich spielt die Natur auch schon mal verrückt.
Als Clemens nach einer Dreivierteltunde dann von alleine wieder aufstand, fiel uns endgültig ein Stein vom Herzen.
Clemens, wir wünschen dir für dein weiteres Leben alles erdenklich Gute, auch wenn du jetzt keine weiteren Nachkommen mehr zeugen kannst.
Während wir über die Behandlung von Clemens wachten, hatten wir Gelegenheit, mit Dr. Graebenteich ausführlich über das Fortbestehen des Lebenshofs zu sprechen. Dr. Graebenteich gab zu verstehen, dass er das Fortbestehen des Lebenshofes unter neuem Vorzeichen begrüßen würde. Aber auch eine angeschlossene Pflegestelle, in der misshandelte Tiere gesund gepflegt werden, sei für die Region Dahn sehr wichtig. Er gibt unserem ehrenamtlichen Engagement dann eine Chance, wenn es gelingt, den Lebenshof einschließlich angeschlossener Pflegestelle mit professionellem Anspruch zu betreiben. Das A und O sei, dass die Versorgung der Tiere auf mehreren Schultern ruhe und nicht nur auf der von Michael und Paul. Das sehen wir allerdings genauso und schließen für die Zukunft daher nicht aus, Tierpfleger in Teilzeit oder später auch in Vollzeit anzustellen.
Schlussendlich hat Dr. Graebenteich noch zwei weitere Tiere begutachtet. Die vermutete Mykose bei Paty war dann glücklicherweise doch keine; Die von uns bereits im Vorfeld angedachte Behandlung der suspekten Hautstelle mit Teebaumöl wurde bejaht. Odin bekam Augensalbe, da ein Auge eine leichte Reizung aufwies. Obwohl das Augenlid des betroffenen Auges eine alte Verletzung aufweist, sei das aber kein Grund zur Sorge, da beide Augenlider einen vollständigen Lidschluss zeigen. Entwurmung war auch ein Thema. In den nächsten Tagen liefern wir Dr. Graebenteich Kotproben ab, welche sodann von ihm auf Parasiten überprüft werden. Erst danach stellt sich die Frage der Entwurmung des gesamten Tierbestands.
Abschließend erfuhren wir von Dr. Graebenteich noch viel über die Pferdehaltung. Bei vielen Pferderassen seinen die frostigen Tage für ältere Pferde problematisch. Wenn sie zu kalt stehen, müssen sie zur Wärmegewinnung ihren Stoffwechsel ankurbeln. Damit steigt der Kalorienverbrauch deutlich, die Tiere müssen erheblich mehr Futter aufnehmen. Haben sie aber gleichzeitig einen schlechten Zahnstatus, was bei alten Pferden durchaus häufiger der Fall ist, dann können sie gar nicht mehr genug Heu aufnehmen, um ihren Energeibedarf zu decken. Sie magern über Winter deutlich ab, wenn man ihnen nicht hochkalorische Ergänzungsfutter anbietet. Es sei also wichtig, Pferde im Winter so im Stall unterzubringen, dass die Temperatur im Stall etwa 10 Grad Celsius über der Außentemperatur liegt. Das sei dann optimal für die Tiere. Heute ginge die Tendenz zum Offenstall. Das habe den Nachteil, dass die klassischen Offenställe keine solche Isolierung bieten. Die klassischen Pferdeboxen dagegen bieten zwar mehr Kälteschutz, schränken dafür aber die Bewegungsfreiheit der Pferde zu sehr ein, was man durch eine Offenstallhaltung ja gerade vermeiden will. Die Ideallösung kann von daher nur ein Offenstall mit innenliegenden abgetrennten wärmeisolierten Liegebereichen sein.
Lieber Herr Dr. Graebenteich, dass war ein super Einsatz, für den wir ihnen sehr danken! Wir zählen auf Sie ...